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Handwerk

„Jetzt erst kommt alles zusammen“

Selten wird die Kombination aus Handwerk und Handel so ganzheitlich gelebt, wie bei design.s in Freising. Ästhetik und Stil machen den sichtbaren Unterschied. Hinter diesem Konzept steht Richard Stanzel: Mit 30 Jahren Erfahrung im Innenausbau und Möbelhandel setzt der Schreinermeister auf individuelle Konzepte aus einer Hand. In der neuen Ausstellung fällt der Blick neben den Möbeln direkt in die Schreinerhalle.

Die Ausstellung ist bewusst in Weißtanne gehalten. Die rund 500 Quadratmeter Fläche wirken hell und einladend. Die Architektur entstand, wie schon das Werkstattgebäude, in Zusammenarbeit mit dem Architekten Michael Deppisch. Neben der Präsentation erlesener Markenhersteller wie COR oder USM Haller zeigt sich hier mal sichtbar und mal unsichtbar hinter Schrankwänden verkleidet reichlich Innenausbaukompetenz.

Spätestens im Gespräch mit den Mitarbeitern merkt man, dass Fachwissen hier das wertvollste Produkt darstellt. Und das kommt nicht von ungefähr: „Ich bin ein guter Beobachter und merke gleich, wo die Reise hingeht. Wir haben es über den Privatkundenbereich schnell zu einem hohen Niveau gebracht. Ein guter Dialog mit den Kunden ist dabei besonders wichtig,“ so Richard Stanzel über seine langjährige Erfahrung.

„Der Weg des Privatkunden ist nicht immer einfach. Man muss Ruhe bewahren und mit den Leuten gut umgehen können. Aber es lohnt sich, und die Projekte werden über die Jahre immer schöner,“ schwärmt er mit einem Lächeln im Gesicht. Und wenn man über aktuelle Aufträge ins Plaudern kommt, glaubt man ihm: „Momentan bauen wir eine komplette Villa um, mit dem Volumen eines sehr hohen sechsstelligen Betrags – und das ohne Gegenangebot. Die meisten unserer Privatkunden kommen zu uns und sagen, was sie planen und was sie wollen. Das ist eine ganz besondere Vertrauensbasis. Sie gehen zu keinem anderen Schreiner.“

Kompletteinrichtungen immer beliebter

Angefangen von der Musterküche bis hin zu individuellen Badlösungen lässt sich die ganze Bandbreite an Raumlösungen durch die Schreinerei verwirklichen. Wichtig für die Ausstellung ist es, sämtliche Kompetenzen in einem Raum sichtbar zu machen. Die Küchen stammen zum großen Teil komplett aus der eigenen Fertigung, lediglich Elektrogeräte werden über die GedK zugekauft.

Bei Badplanungen kooperiert die Schreinerei, transparent für den Endkunden, mit Händlern aus dem Münchner Raum. Auch beim Thema Beleuchtung wird mitgedacht: durch integrierte Lichtlösungen oder einer Auswahl aus einem erlesenen Angebot an Designerleuchten, wie etwa Occhio, Ingo Maurer oder demnächst auch Brokis. Maurer und Stanzel kennen sich übrigens persönlich, Teile der Mobile-Leuchte „Oh Man, It‘s a Ray!“ werden in seiner Werkstatt produziert. Damit solche Projekte realisiert werden können, bedarf es gründlicher Vorbereitung sowie kompetenter Arbeitskräfte. Das Team besteht derzeit aus 25 Mitarbeitern, darunter ist auch eine Innenarchitektin und eine Einrichtungsfachberaterin.

Unternehmen aus dem Nichts aufgebaut

Vor dreißig Jahren begann Richard Stanzel mit einem Existenzgründerdarlehen sein Vorhaben eines eigenen Unternehmens. Alles was seitdem entstanden ist, wurde nach und nach erwirtschaftet. „Ich war auch mal Geselle und träumte von einer eigenen Schreinerei und einem Lieferwagen, auf dem mein Name steht,“ erinnert sich Stanzel. „Mein Antrieb war immer, dass ich schöne Schreinerarbeit machen will.“ Anfangs sei er recht naiv ans Werk gegangen, auch bei der Möbelausstellung: „Hätte man da immer genau gewusst, was Selbstständigkeit wirklich bedeutet, wahrscheinlich hätte man es sein lassen.“ Aber eine gewisse Risikobereitschaft gehört einfach dazu, auch finanziell.

„Für unser Unternehmen war diese Kombination aus Fertigung und Handel genau richtig. Angefangen habe ich mit einem Kompagnon. Wir haben zusammen Möbel gebaut. Bloß nicht rund und verschnörkelt, modern sollte es sein. Die haben wir dann zum Tag der offenen Tür bei einem Autohändler im Ort ausgestellt. Oder ein Tisch von uns wurde im Haushaltswarenladen in Freising reingestellt und dort dekoriert.“ So fing alles an. Nach neun Jahren im Duo führte Richard Stanzel das Unternehmen schließlich allein fort. Inzwischen ist er seit 27 Jahren im Möbelhandel, über lange Zeit mit einem Ladengeschäft in der Innenstadt von Freising. Als dort schließlich der Pachtvertrag auslief und mit der Perspektive im Hinterkopf, dass die Innenstadt nun über mehrere Jahre saniert wird, beschloss er, seine Produktionshalle durch einen Neubau für die Ausstellung zu erweitern.

„Wir legen unseren Schwerpunkt hauptsächlich auf Gestaltung“

So wie jetzt – Ausstellung und Schreinerei direkt nebeneinander – sei die Konstellation ideal. Der Möbelhandel habe sich stark verändert. Nur Handel allein sei schwierig. Hauptstandbein ist und bleibt für Richard Stanzel die Schreinerei. „Mit der neuen Ausstellung wollen wir noch mal richtig Gas geben. Die Kunden kommen nun gezielt zu uns. Auch die Parkplätze vor der Tür sind wichtig. Erst jetzt wird der Zusammenschluss aus Produktion und Schauraum auch wirklich sichtbar. Dank der architektonischen Anbindung kann man von der zweistöckigen Fläche direkt in die Schreinerei blicken.“ Offen ist erst seit ein paar Wochen. Die große Sause folgt dann im November – mit einem Event zum Tag des Schreiners.

Auch die Mitarbeiter identifizieren sich mit dem ganzheitlichen Konzept. Seinen Auszubildenden gegenüber zitiert Stanzel gerne den Satz, dass sie hier schließlich die Antiquitäten von morgen bauen dürfen, und dabei komme es eben auf jedes noch so kleine Detail an. Auch auf stilvolle Beschläge, denn „es können ja nicht immer nur KF-Kisten mit Topfbändern sein.“ Mit dieser Einstellung wundert es auch nicht, dass in den letzten Jahren einige seiner Lehrlinge als Sieger der Guten Form in Bayern hervorgingen. Auf Bundesebene wurde sogar einmal Platz Eins sowie der dritte Platz belegt. Von Nachwuchsproblemen hier also keine Spur.

Es ist wahrscheinlich die Balance, die das Unternehmen so besonders macht – und die ist spürbar. Richard Stanzel verlangt viel von seinen Mitarbeitern, absolute Präzision in der Arbeit und ein guter Umgangston den Kunden gegenüber sind Pflicht. Dafür bietet er einen wunderschönen Arbeitsplatz, gutes Werkzeug, das Arbeiten mit unterschiedlichsten Materialien und ein gutes Gespür für das Miteinander. Das kommt auch dann zum Tragen, wenn es um die Wahl der Hersteller-Marken oder das Gewinnen von Neukunden geht. „Planer haben oft ihren Handwerker-Stamm, da muss man einfach schauen, dass man reinkommt. Netzwerken ist unheimlich wichtig. Dieses ewige Vergleichen ist nicht mehr so wie früher.

Auch die Firmen müssen entscheiden, welchen Weg des Handels sie einschlagen wollen.“ Die Markenprodukte der Ausstellung locken viele Kunden an. Und wer erst einmal mit den Leistungen des Unternehmens in Kontakt gekommen ist, ist schnell verwöhnt. Wie selbstverständlich finden eigene Produkte Platz neben der Handelsware: Sofas, Tische, Stühle, Schreibtische, Leuchten, Gartenmöbel und viele Accessoires gehören zu den Ausstellungsstücken. Sie dienen quasi als Gesprächsgrundlage, denn gezeigt wird nur ein kleiner Teil des möglichen Angebots. Es geht darum, den Kunden abzuholen und zu beraten. Dann erst lassen sich passende Lösungen für die individuellen Bedürfnisse aufzeigen.

In der Werkstatt kommt Stanzel übrigens mit CNC Technik und guten Standardmaschinen zurecht. Es gehe nicht um Automatisierung und Serienfertigung. Klasse statt Masse lautet das Credo. Oftmals muss man den Kunden durch Fachwissen einfangen. Am Ende zeigt sich das Ergebnis in Form eines gelungenen Innenausbaus, ergänzt durch stilvolles Mobiliar. Letztlich zeigt die Kombination von Produktion und Handel direkt vor Ort, was am eigenen Produkt so wertvoll ist.

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